Mittwoch, 20. Juli 2016
Love letters to the dead – Ava Dellaira
Inhalt
Eine Geschichte über eine zerbrochene Familie, in der jeder für sich selbst um die verlorene Tochter May trauert.
Lauren kommt ein halbes Jahr nach dem Tod ihrer Schwester auf die High-School. Eine andere als die, auf der May war. Ihre Familie war zwar schon davor zerbrochen als ihre Mutter sich scheiden ließ, aber nun ist diese auf unbegrenzte Zeit nach Kalifornien abgehauen, um alles zu verarbeiten. Laurens Dad hat seine Fröhlichkeit verloren und zu sagen haben sie sich nicht mehr viel. Durch den Schulwechsel erhofft sich Lauren einen Neuanfang, ohne die Schatten der Vergangenheit und so erzählt sich nichts über ihre verstorbene Schwester. Ihre neuen Freundinnen Hannah und Natalie zeigen ihr eine für sie ganz neue Welt, voller Partys, Freiheit und Spaß und als sie dann noch für Sky zu schwärmen anfängt, scheint alles in Ordnung zu sein. Dennoch plagen Lauren Schuldgefühle und Ängste und sie schafft es nicht all diese Gefühle auszusprechen. Sie formuliert sie in Briefen, die sie an verstorbene SchauspielerInnen, SängerInnen und DichterInnen, die für ihre Schwester und sie wichtig waren schreibt und lernt sich dadurch selbst kennen.

Meine Meinung
Die Geschichte selbst hat mich sehr bewegt. Lauren durchschreitet in ihr so viele Momente und Situationen, die mich an mein eigenes Leben erinnern (ich meine hier alltägliche Ereignisse beim Erwachsenwerden), dass es schmerhaft und gleichzeitig wunderbar ist. Sie beschreibt Gefühle, die jeder Jugendlicher kennt auf so treffende Weise, dass man glaubt endlich verstanden zu werden.
Die Geschichte wird zwar in Briefen erzählt, diese wirken allerdings mehr wie Tagebucheinträge und ermöglichen einen sehr tiefen Einblick in Laurens Gedanken. Mir hat das sehr gut gefallen, obwohl es teilweise merkwürdig wirkt, weil man nie jemand anderem so viel erzählen würde. Da es aber Briefe an Tote sind, ist die Sache doch verständlich, weil man weiß, dass sie nie vom Empfänger gelesen werden. Ich hätte es allerdings gut gefunden, wenn der Titel auf Deutsch übersetzt worden wäre. „Liebesbriefe an die Toten“ klingt, finde ich, fast noch schöner.

Das Buch erzählt allerdings auch die Geschichte, eines zerbrochenen Mädchens, dass mit aller Macht versucht, die Stücke zusammen zu halten und das hat mich schlussendlich zu Tränen gerührt. Das schaffen nicht viele Bücher! Und das, obwohl es eher für etwas jüngere (15+) geeignet ist.
Fazit: 4 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autorin: Ava Dellaira
Seitenzahl: 416
Verlag: cbt Verlag
Erscheinungsdatum: 1. Dezember 2015




Mittwoch, 25. Mai 2016
Elf Tage in Berlin - Håkan Nesser
Ein Roman der Realität, Fiktion und Absurdität unter einen Hut bringt.

Inhalt
Arne Murberg ist um die dreißig als sein Vater ihm im Sterbebett gesteht, dass seine Mutter nicht gestorben, sondern mit einem anderen Mann durchgebrannt ist, als Arne ein Jahr alt war. Als letzten Wunsch bittet der Vater ihn, seine Mutter in Berlin zu suchen und ihr ein mysteriöses Kästchen zu geben.
Eine absurde Idee, finden auch Tante Polly und Onkel Lennart, wo Arne doch nicht einmal das Einmaleins beherrscht. Durch einen Badeunfall im Kindesalter wurden große Teile seiner geistigen Fähigkeiten eingeschränkt. Dennoch, einen letzten Willen kann man nicht verweigern und so fliegt Arne ein halbes Jahr später allein nach Berlin.
Dort läuft allerdings längst nicht alles nach Plan und Arne trifft einen merkwürdigen Mann, der ihn durch Hypnose in ein lang vergangenes Jahrhundert versetzt. Dort muss er ein Mädchen vor dem Tod am Scheiterhaufen retten. Zum Glück kommt ihm zurück im Jahr 2015 eine junge Frau zur Hilfe. Gemeinsam versuchen sie, die Wirrungen zu lösen und Arne bemerkt, dass er gar nicht so blöd ist, wie ihn alle immer glauben lassen wollen.

Meine Meinung
Die Geschichte punktet vor allem mit ihrem Erzählstil. Schöne aber auch schlichte Beschreibung machen es zu einem angenehmen Leseerlebnis. Trotz Skurilität bleiben die Figuren und damit auch die Handlung fesselnd. Immer wieder werden kleinere Spannungsbögen gespannt und so wird einem als Leser nicht langweilig. Trotzdem muss ich kritisieren, dass die Geschichte doch immer surrealer wird und man manches dem Autor einfach nicht abnehmen kann. Den Hauptcharakter Arne fand ich dennoch sehr gelungen. Seine Gedankengänge sind gut nachvollziehbar und es ist ein Leichtes ihn gleich ins Herz zu schließen.
Fazit: 3 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autor: Håkan Nesser
Seitenzahl: 381
Verlag: btb Verlag
Erscheinungsdatum: 9. November 2015
Originaltitel: Elva dagar i Berlin




Mittwoch, 13. April 2016
Einer da oben hasst mich - Hollis Seamon
Dieser Roman ist quasi das männliche Gegenstück zu "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". - Sprich weniger Kitsch, mehr Direktheit, größerer Unfug.

Zum Inhalt
Richard ist fast siebzehn und liegt im Hospiz, was bedeutet, dass die Ärzte meinen er hat nicht mehr lange. Kein Grund sich zu langweilen, wie er findet. Gemeinsam mit der fünfzehnjährigen Sylvie, die ebenfalls Krebs hat, bringt er die Ordnung auf der Station ganz schön durcheinander. Am Vorabend zu Halloween empfangen sie die Besucher als Skellette verkleidet und mit einem kleinen Halloweenfeuer im Flur. Geschmacklos, finden die einen, zum totlachen, die anderen. Im allgemeinen ist es doch ein ziemlich verrücktes Team, das sich um die sterbenden kümmert und so wird es immerhin nicht langweilig.

Meine Meinung
Da die Thematik leider schon ziemlich ausgelutscht ist, hatte es dieses Buch nicht ganz leicht. Wir kennen solche Art von Geschichten mittlerweile zu Hauf, aber diese hat doch eine besondere Art und Weise sich zu erzählen. Nicht das übliche gefühlvolle Zeug, dass einem Tränen in die Augen treibt. Richie erzählt alles mit einer guten Portion Ironie und Zynismus. Manchmal habe ich mir als Leserin dabei allerdings schon gedacht: "das ist jetzt schon ein bisschen heftig." Dennoch hat der Roman es geschafft, mich von Anfang bis Ende miterleben zu lassen, wie es in Richies Welt aussieht. Für das gesamte Werk hätte ich drei Sterne vergeben, aber das Ende hat noch mal eine Menge herausgeholt und so vergebe ich
Fazit: 4 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autorin: Hollis Seamon
Seitenzahl: 256
Verlag: cbt
Erscheinungsdatum: 26. Mai 2014
Originaltitel: Somebody up there hates me




Mittwoch, 30. März 2016
Die Einsamkeit der Primzahlen - Paolo Giordano
Inhalt
Der Roman handelt von Mattia und Alice, die in Italien leben. Die beiden Jugendlichen, später Erwachsene, lernen sich in der Schule kennen und scheinen den anderen besser zu verstehen, als den Rest der Welt. Jeder kämpft mit seinen eigenen Krisen, aber wenn sie zusammen sind fühlen sie sich angenommen und wohler. Dennoch bleiben Erlebnisse der Kindheit als tiefe Narben, die sich in einer Essstörung bei der einen und selbstverletzendem Verhalten beim anderen äußern.
Sie werden erwachsen und leben sich mit der Zeit auseinander. Doch als Alice etwas scheinbar Unmögliches entdeckt, ergibt sich die Gelegenheit, nochmal gemeinsam über die Vergangenheit und Gegenwart nachzudenken.

Meine Meinung
Diese Geschichte ist, gerade weil sie keine typische Liebesgeschichte mit allen Klischees ist, besonders interessant und ergreifend. Sie bleibt realistisch und geht mit Fingerspitzengefühl und Ehrlichkeit mit den psychischen Erkrankungen, die die beiden aus ihrer Kindheit entwickelt haben, um.
Mir persönlich fehlte zum Ende aber eine klare, eindeutige Kernaussage. Dennoch - anders als erwartet, aber spannend.
Fazit: 3 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autor: Paolo Giordano
Seitenzahl: 368
Verlag: Karl Blessing Verlag
Erscheinungsdatum: 17. August 2009
Originaltitel: La solitudine dei numeri primi




Mittwoch, 16. März 2016
Die Unvollendete - Kate Atkinson
Endlich habe ich es geschafft, mal wieder ein Buch zu Ende zu lesen. Zugegeben, für diesen Schinken von knapp 600 Seiten habe ich ausgesprochen lange gebraucht, was auch daran lag, dass ich immer nur portiönchenweise daran knabbern konnte. Aber es geht auf die Osterferien zu. Vielleicht schaffe ich da mehr…

Inhalt
Es ist nicht ganz einfach, den Inhalt wiederzugeben, denn Ursula Todd, 1910 in England geboren, lebt nicht nur einmal. Jedes Mal wenn sie stirbt, beginnt ihr Leben von vorne. So durchlebt man mit ihr viele unterschiedliche Umstände. Sie selbst, weiß davon allerdings nichts sicher. Manchmal, in den Momenten, die alles entscheiden, hat sie eine gewisse Ahnung, doch ist ihr nicht bewusst, dass sie ihr Leben immer wieder neu beginnt.
Die Geschichte spielt zwischen 1910 und 1967 und springt nach jedem Tod an einen Tag in Ursulas Leben zurück, der ihr Leben in eine andere Richtung lenkt. Zudem ist die Geschichte des ersten und zweiten Weltkriegs ein großes Thema ins diesem Roman.

Meine Meinung
Trotz der anfänglichen Verwirrung, immer wieder an neue oder auch schon bekannte Stellen zurückkatapultiert zu werden, hat mich die Geschichte fasziniert. Es hat Spaß gemacht, die vielen Möglichkeiten vor Augen geführt zu bekommen, die sich oft nur aus einer winzigen Veränderung ergeben haben.
Obwohl diese Erzählweise das Buch ausmacht, hat es auch noch andere Seiten. Es erzählt sehr glaubwürdig die damalige gesellschaftliche Situation, die Denkweise, das Leben und oft lässt es einen auf schmerzhafte Weise das Wesen des Menschen erkennen. Gerade die Gespräche und Gedanken sind sehr direkt. Sie machen alles aber so authentisch, dass es mir mehrmals einen Stich versetzte hat. Es ist wirklich ehrlich geschrieben. Was mir besonders gefallen hat!
Trotzdem habe ich auch einen kleinen Kritikpunkt, der allerdings nicht wirklich negativ ist. Durch die Sprünge von einen Leben ins nächste, musste ich immer wieder inne halten, um den geschichtlichen Kontext wieder einordnen zu können. Ab und an musste ich auch zurückblättern, um nochmal nachzuschauen, in welchen Jahr die Geschichte sich gerade genau befand. Das unterbrach den Lesefluss ein wenig, ließ mich persönlich aber noch mehr über diese Zeit nachdenken, was ich eigentlich gut fand.
Fazit: 5 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autorin: Kate Atkinson
Seitenzahl: 592
Verlag: Droemer
Erscheinungsdatum: 2. September 2013
Originaltitel: Life after Life




Dienstag, 5. Januar 2016
The Marvels - Brian Selznick
Brian Selznicks Bücher sind nicht nur Besonderheiten, sie sind wahre Schätze. Wenn auch nicht unbedingt im Literatur- sondern eher im Kunstbereich, denn der Großteil der Geschichte wird mit Bildern anstatt mit Worten erzählt.

Zum Inhalt
Der Roman erzählt die Familiengeschichte der Marvels, einer erfolgreichen Schauspielfamilie in London im 18ten und 19ten Jahrhundert. Auf den ersten fast vierhundert Seiten zieht die Geschichte in Bildform von einer Generation zur nächsten.
Danach wird von Joseph in Textform erzählt. Es ist das Jahr 1990. Joseph haut aus dem Internat, in das ihn seine Eltern gesteckt haben, ab und flüchtet zu seinem Onkel nach London. Onkel Albert, der ihn noch nie zuvor gesehen hat, ist nicht wirklich begeistert, aber lässt den vor Kälte und Nässe kranken Jungen bei sich übernachten. Das Haus in dem er wohnt ist wie aus einer anderen Zeit gegriffen. Keine Elektrizität, kein warmes Wasser, Kachelöfen, die die Räume beheizen und die gesamte Einrichtung scheint seit Jahrhunderten unverändert. Als Joseph wieder gesund ist, hilft er seinem Onkel, das Haus in Schuss zu halten, obwohl der ihn am liebsten wieder zurück ins Internat bringen würde. Als Onkel Albert eines Abends ins Theater fährt macht sich Joseph mit dem Nachbarsmädchen auf Erkundungsjagd im Haus. Dabei stoßen sie auf Rätsel, die sie einfach nicht erklären können. Und was hat das alles mit den Marvels zu tun?


Meine Meinung
Auch mit diesem Buch hat Selznick mich mit seinen Zeichnungen wieder mal verzaubert. Schon beim ersten Blick ist man mitten im Geschehen und taucht Seite für Seite tiefer in die Geschichte ein. Es ist nicht nur eine tolle Idee ein Buch in einen Stummfilm zu verwandeln, es ist auch noch grandios umgesetzt. Allesdings erfordert es auch ein bisschen Disziplin des Lesers, nicht einen Blick weiter hinten ins Buch zu werfen :)

Auch die danach geschriebene Geschichte hat mir gut gefallen, allerdings ist sie doch eher für jüngere gedacht. Trotzdem hat sie mich immer wieder berührt. Bisher gibt es das Buch allerdings noch nicht auf Deutsch.

Fazit: 4 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autor: Brian Selznick
Seitenzahl: 640
Verlag: Scholastic
Erscheinungsdatum: 15. September 2015
Sprache: bisher leider nur auf Englisch



Wunderschöner Einband und die Seiten haben außen einen Schutzgoldrand. Hier noch zwei Doppelseiten, um euch einen kleinen Einblick in die Zeichenkunst des Herrn Selznick zu geben ;-)



Dienstag, 8. Dezember 2015
Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär - Walter Moers
Seit meiner Kindheit ist dieses Buch (in Hörbuchform) ein treuer Begleiter und Helfer in Trübsinnslagen. Das Buch erschien 1999 und wurde 2013 in eine wunderbare Farbausgabe verwandelt. Diese hat nun ihren Weg zu mir gefunden und ich so meine Liebe zu dieser mehr als verrückten Geschichte wieder entdeckt.

Zum Inhalt
Es handelt sich, wie der Titel unschwer erkennen lässt, um die Lebensgeschichte des Käpt'n Blaubär. Der ein oder andere mag diese Gestalt vielleicht von der Sendung mit der Maus kennen, aber das Original hat viel mehr zu bieten und richtet sich nicht nur an Kinder.
In dreizehneinhalb Kapiteln, die jeweil ein Leben darstellen, begegnen ihm eine Menge Gefahren und Abendteuer. Anfangs findet sich der kleine Buntbär als Findelkind auf hoher See, wo er von Zwergpiraten gerettet und aufgezogen wird. Doch irgendwann ist er zu groß für das Schiff und wird schweren Herzens auf der nächsten Insel ausgesetzt. So muss sich Blaubär allein durch sein Leben schlagen und begegnet den verrücktesten Daseinsformen.
Die Geschichte spielt in Zamonien, einem erfundenen Kontinent mit zahlreichen Fabelwesen und eigenen Gesetzen. Diese werden detailliert beschrieben und es fällt dem Leser so nicht schwer sich die unterschiedlichsten Lebewesen vorzustellen.

Meine Meinung
Wie gesagt kenne ich dieses Buch schon fast so lange, wie ich denken kann. Daher mag meine Meinung darüber etwas beeinflusst sein. Als Kind erträgt man lange Ausführungen und Abschweifungen sehr viel leichter, wenn sie einem vorgelesen werden, als ein Erwachsener beim Selbst-Lesen vielleicht ertragen kann. Aber wenn man die Geduld und Lust hat solche meist genialen Beschreibungen aufzusaugen, so macht das Buch einen riesen Spaß. Wortgewandtheit, Einfallsreichtum und die witzigsten Anspielungen punkten auch jetzt noch bei mir.
Besonders gut gefällt mir die neue Ausgabe mit den Farbbildern. So freut man sich auf jedes Umblättern, wenn man die Farben schon durch das Papier schimmern sieht.
Fazit:5 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autor: Walter Moers
Seitenzahl: 704 (gebundene Farbausgabe)
Verlag: Albrecht Knaus Verlag
Erscheinungsdatum: 11. November 2013
Erstausgabe: Eichborn Verlag 1999




Mittwoch, 11. November 2015
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie - Lauren Oliver
Game over, nächster Versuch. Was, wenn sich dein letzter Tag immer und immer wieder wiederholt? Kannst du etwas verändern? Kannst du dein Leben retten? Oder ist es schlussendlich die sich im Kreis drehende Unendlichkeit?

Zum Inhalt
Samantha Kingston ist siebzehn als sie stirbt. Ihr Leben ist bis dahin gut verlaufen. Sie hat ihre Clique, sie gehört zu den beliebtesten Mädchen der Schule, sie hat einen Freund. Doch dann passiert auf dem Rückweg von einer Party ein Unfall und alles ist aus.
Alles aus? Nein, denn sie wacht am Morgen ihres Todestages wieder auf. Es ist wieder der 12. Februar, Valentinstag und alles beginnt von vorne. Erst glaubt sie an einen Traum, ein Déjà-vu vielleicht, doch als sich fast alles exakt wiederholt, begreift sie, dass es tatsächlich passiert. Sie erlebt ihren letzten Tag nochmal und dann nochmal. Am dritten morgen, an dem sie erneut am 12. Februar aufwacht, beschließt sie etwas zu verändern. Sam glaubt, eine Chance zu bekommen ihr Leben zu retten und ein paar Kleinigkeiten zu verändern. Und so entdeckt sie Valentinstag für Valentinstag die Zusammenhänge, zwischen Ereignissen, die eigentlich nichts mit ihr zu tun haben.
In ihr ist die Hoffnung, irgendwie alles gerade biegen zu können.

Meine Meinung
Ich habe schon öfter den Titel irgendwo gesehen und wollte unbedingt dieses Buch lesen, weil er so interessant klang (Ich liebe lange Formulierungen, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt ;-))
Mal wieder ein interessanter Gedanke, den Lauren Oliver da hat. Der letzte Tag kommt immer wieder und man kann Veränderungen vornehmen, doch schlussendlich wacht man wieder am gleichen Morgen auf. Das bietet viele Möglichkeiten und dennoch nur ein eingeschränktes Leben.
Wenn man immer am gleichen Morgen aufwacht, muss man nicht mit Konsequenzen seines Tuns zurechtkommen. Über Nacht stellt sich einfach alles wieder auf null. Sehr praktisch! Aber irgendwie auch schrecklich. Egal wie sehr man sich bemüht, ändern wird sich nichts.
Mir hat es gut gefallen, wie man Sam immer besser kennenlernt. Ihre Ängste, ihre Macken und die Ehrlichkeit mit der Lauren Oliver ihre Geschichte erzählt. Es wird nichts beschönigt. Ein ganz normales Teenager-Leben eines nicht sonderlich sozialen Mädchens. Doch dadurch, dass sie Tag für Tag mehr über ihre Mitmenschen erfährt, durchlebt sie eine Wandlung, die sie, wäre ihr Leben weiter gegangen wie immer, niemals gemacht hätte.
Leider zieht sich das Buch an ein paar Stellen, da im großen und ganzen fast immer das gleiche passiert. Trotzdem schafft die Autorin es, den Leser zum Hoffen zu verleiten, dass es irgendwie doch gut ausgehen muss.
Fazit: 4 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autorin: Lauren Oliver
Seitenzahl: 447 (gebundene Ausgabe)
Originaltitel: Before I fall
Verlag: Carlsen Verlag
Erscheinungsdatum: 23. August 2010




Mittwoch, 28. Oktober 2015
Girl on the train - Paula Hawkins
Dieses Buch entdeckte ich in einem Bahnhofsgeschäft, während einer kleinen Aufenthaltspause. Wie passend :) Endlich habe ich mal wieder ein Krimi gelesen. "Girl on the train" hat meinen Erwartungen entsprochen und mich immer wieder in seinen Bann gezogen.

Zum Inhalt
Die Alkoholikerin Rachel pendelt täglich nach London zu ihrer Arbeit. Auf der Strecke bleibt der Zug immer an einer Stelle stehen von der aus sie in die anliegenden Häuser blicken kann. Jeden Tag wartet sie darauf, den Leuten dort beim Leben zuzusehen. Nicht nur, weil sie ein paar Häuser weiter selbst mal gelebt hat, sondern auch weil das Paar in Nummer fünfzehn so glücklich aussieht, wie sie es gerne wäre. Sie erträumt sich das Leben der beiden, doch als sie vom Zug aus sieht, dass Megan, die Frau eine Affäre hat, bricht für Rachel ihre kleine Traumwelt zusammen. Als Megan in der Nacht darauf verschwindet ist klar, es muss etwas Schreckliches passiert sein.
Rachel weiß, dass sie in der Nacht in Megans Straße war, kann sich aber an nichts mehr erinnern, weil sie zu betrunken war. Sie muss unbedingt herausfinden, was in dieser Nacht geschehen ist. Und so verstricken sich die Geschichten von Rachel, Megan's Mann Scott, Rachels Exmann und dessen neuer Frau, ohne dass sie es wollen.

Meine Meinung
Es hat mir Spaß gemacht, mal wieder einen Krimi zu lesen. Klar, meistens sind die wenig appetitlich, aber bei diesem hielt sich das Grausen in Grenzen. Dafür war es eine gute Dosis Spannung, nicht durchgehend fesselnd, aber auch nie langweilig. Nur dauerte es eine Weile, bis die Geschichte ins Rollen kam.
Was mir besonders gefallen hat, waren die Charaktere. Nicht, weil sie besonders nett und sympathisch waren, sondern weil sie authentisch waren.
Zu Beginn konnte ich Rachel nicht wirklich ausstehen. Bücher dessen Hauptcharaktere unsympathisch sind, haben es bekanntlich schwer, aber mit der Zeit änderte ich meine Einstellung ihr gegenüber. Da die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven der handelnden Personen immer in der Ich-Form erzählt wird, kann man sich viel besser in die Situationen hinein fühlen und versteht, warum jeder einzelne so handelt. Auch wenn das Buch nicht wirklich einen positiven Eindruck über die Menschen hinterlässt, finde ich, dass es trotzdem nicht runterzieht. Und bei manchen Eigenschaften, bin ich mir sicher, dass es in der Realität wirklich so ist.
Trotzdem gebe ich dem Buch nur
3 von 5 Sternen,
weil es zwischendurch für einen Krimi zu sehr Schwung verliert.

Daten zum Buch
Autorin: Paula Hawkins
Seitenzahl: 446 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag
Erscheinungsdatum: 15. Juni 2015




Mittwoch, 16. September 2015
Delirium - Lauren Oliver
Gerade das Buch zugeklappt und jetzt muss ich mich erst mal beruhigen. Wow, was für ein Nervenkitzel! Kennt ihr das, wenn ihr beim Lesen vor lauter Spannung über die Sätze fliegt und aufpassen müsst, nicht zu stolpern? Genauso ging es mir am Ende von Delirium.

Zum Inhalt
Lena lebt in einer geschützten Umgebung. Die schreckliche Krankheit amor deliria nervosa wurde in den Vereinigten Staaten fast erfolgreich vernichtet. Jeder Bürger wird nach seinem 18ten Geburtstag einem Eingriff unterzogen. Eine Operation, die verhindert, dass man sich mit der Krankheit infiziert. Die Krankheit, die zu Hass, Chaos und Verderb führt, wird auch Liebe genannt.
Lena ist froh, dass es bald so weit ist. Bald wird auch sie immun sein, glücklich, stabil. Doch dann kommt der Tag ihrer Evaluierung. Sie wird getestet um anschließend dem richtigen Lebenspartner zugeteilt zu werden. Doch gerade als sie beginnt sich in falschen Antworten zu verstricken, wird das Gebäude von Kühen gestürmt. Es ist klar, dass dies ein Anschlag der Invaliden und Sympathisanten ist, Staatsflüchtlinge und Regierungsgegner. Lena sieht einen jungen Mann der diese Aktion amüsiert verfolgt und als sie ihm später wieder begegnet setzen sich die Zahnräder der Veränderung in Bewegung.
Schlussendlich will sie nur noch eins. Auf keinen Fall den Eingriff bei sich zulassen.

Meine Meinung
Ein richtig, richtig guter Roman. Spannung, Entspannung, Liebe, Wut, Glück, Verzweiflung. Man durchlebt alles ohne, dass es irgendwann gekünstelt oder unangemessen wirkt.
Am Beginn jedes Kapitels wird wichtige Literatur dieser Zeit zitiert. Wie etwa aus dem Buch Psst (ein Buch, das quasi die Stellung der Bibel hat und in dem alles über die Krankheit, die Pflichten der Bürger usw. geschrieben steht), einer Sammlung "Kindersprüche" und unterschiedlicher wissenschaftlicher Texte über die Krankheit und dessen Folgen. Diese Textstellen haben zwar nichts mit der Handlung zu tun, sie unterstreichen aber die enorme Gehirnwäsche, die das gesamte System aufrecht erhält. Mich erinnert das alles stark an Zustände während der NS-Zeit oder in der DDR. Toller Gedanke die Liebe als gefährliche Krankheit darzustellen, die bekämpft werden muss. Auch, dass Lenas Denken über den Staat und dessen Methoden in seinen Grundfesten erschüttert wird, finde ich ist gut nachvollziehbar.
Man kann dieses Buch natürlich einfach als schöne Liebesgeschichte aufnehmen, aber noch mehr Spaß macht es, wenn man sich darauf einlässt, sich in ein Leben voller Regeln und Verbote (die selbstverständlich nur zu seinem Besten sind) hineinzufühlen.
Fazit: 5 von 5 Sternen

Daten zum Buch
Autorin: Lauren Oliver
Originaltitel: Delirium
Seitenanzahl: 416
Verlag: Carlsen
Erscheinungstermin: 26. Oktober 2011