Eine entspannende Sommerlektüre und der Auftakt zu einer neuen Buchreihe. Ein hübsches Cover, das mich persönlich viel erwarten lies. Aber jetzt erst mal...
Zum Inhalt
Anya hat mit ihren sechzehn Jahren schon viel durchgemacht. Als Vollwaise und mit einer schwerkranken Großmutter ist sie quasi allein für ihre kleine Schwester und ihren zurückgebliebenen älteren Bruder verantwortlich.
Und Sorgen hat sie genug, da sie zum Familienclan der Balanchine gehören, die Schokoladenmafia. Kein Witz. Im Jahr 2083 ist Schokolade sowie Kaffe in den vereinigten Staaten verboten und so sind die Geschäfte ihrer Familie weder legal, noch angesehen. Dennoch leben die drei ein relativ normales Leben. Geld hat ihr Vater genug zurückgelassen. Ihre Großmutter kann zuhause gepflegt werden. Doch als Anyas Jetzt-nicht-mehr-Freund an einer Schokolade vergiftet wird, die sie ihm gegeben hat, und ins Krankenhaus muss, beginnt eine Kette von Ereignissen und Anya versucht alles, um ihre kleine Familie zu beschützen.
Meine Meinung
Ehrlich gesagt, wird das Buch meinen Erwartungen nicht ganz gerecht. Die Bezeichnung entspannende Lektüre trifft es ziemlich genau, denn an Spannung fehlt es dem Buch an allen Ecken und Kanten. An ein, zwei Stellen wird es etwas kritischer, oder man denkt sich, "Wie geht es jetzt weiter?", aber der Autorin gelingt es nicht, einen ein wenig auf die Folter zu spannen, sondern löst alle Probleme im Handumdrehen. Viel eher hatte ich das Gefühl, sie steht selbst unter Druck, alle Ereignisse so schnell wie möglich zu erzählen, dass keine Zeit für genauere Beschreibungen bleibt. Keine Frage, es passiert viel auf den gut 500 Seiten, aber ist man in der einen Situation angekommen, befindet man sich bereits in der nächsten. Wirklich schade, denn die Ideen, die hinter diesem Buch stecken: die Schokoladenmafia, das Kindheitstrauma, der Wunsch alles richtig zu machen, die Raffinesse mancher handelnden Personen, haben durchaus das Zeug zu einem ausgezeichneten Roman. Allerdings wird meiner Meinung nach zu viel hineingestopft und so kommt am Ende nichts weiter als ein "ganz nettes Buch" heraus. Wirklich schade! Ich hatte bei dem Wort Schokoladenmafia aufgehorcht und mit spannenden Wendungen und komplizierten Intrigen gerechnet, wurde aber leider enttäuscht. Begleitet werden die Geschehnisse von einer ganz netten Liebesgeschichte. Anyas Freund soll so etwas wie den neuen Romeo darstellen. Der perfekte Freund, der ihr sämtliche Wünsche von den Augen abliest und nur leider aus der falschen Familie stammt. Hallooo? Diese Sorte Freund gibt es nicht! Wach auf und seh dich mal ein bisschen im echten Leben um, Frau Zevin! Tut mir leid, sehr unglaubwürdig das Ganze :(
Tut mir leid für die harten Worte, aber ich möchte ehrlich sein. Ich habe sogar überlegt, ob ich überhaupt eine Rezi schreibe, weil ich eigentlich die unentdeckten Schätze zutage bringen möchte. Aber da ich mir so viel von diesem Buch erwartet habe (was vielleicht einfach mein Fehler war), habe ich fix mit dieser Rezension gerechnet. Und was soll's? Auch Enttäuschungen gehören dazu. Immerhin, ich habe es zu Ende gelesen und vermute, dass es in den folgenden Bänden spannender zugehen könnte. Deshalb und weil es ein wirklich schönes Cover hat:
1 von 5 Sternen
Daten zum Buch:
Autorin: Gabrielle Zevin
Seitenzahl: 544 (gebundene Ausgabe)
Originaltitel: Birthright 1: All these things that I've done
Verlag: Fischerverlag
Zum Inhalt
Die Welt im 21. Jahrhundert. Also in nicht allzu weiter Zukunft. Dennoch ist hat sie sich sehr verändert. Die "Methode" ist eine neue Staatsform, die nur das Beste für ihre Bürger will. Nämlich ein gesundes und glückliches Leben. Doch das funktioniert nur mit absoluter Kontrolle.
Mia und ihr Bruder Moritz sind in diesem Gesundheits-Regime aufgewachsen. Jetzt ist Mia 34 Jahre alt und eine Musterbürgerin. Sie hält sich an ihre täglichen Trainingspläne, ernährt sich wie vorgeschrieben und will absolut nichts mit illegalen Nikotingeschäften zu tun haben. Doch dann wird ihr Bruder wegen Vergewaltigung angeklagt und wählt den Freitod, da ihm niemand glaubt, dass er unschuldig ist. Mia beginnt die "Methode" zu hinterfragen und möchte die Unschuld ihres Bruders und damit die Fehlerhaftigkeit der Diktatur beweisen.
Begleitet wird sie von "der idealen Geliebten", eine fiktive Person, die ihr Bruder ihr vor seinem Tod "geschenkt" hat. Sie gibt Mia Gedankenanstöße und treibt sie an, immer mehr Dinge neu zu bedenken.
Meine Meinung
Ein sehr gelungenes Buch. Zugegeben eine gute Schullektüre. Und obwohl ich es immer nur häppchenweise im Deutschunterricht gelesen habe, hat es mich doch ganz in seinen Bann gezogen. Die Hauptfigur Mia ist sehr überzeugend. Durch ihre Gedankengänge, wird der Leser in immer neue Richtungen gelenkt. Auch die Idee eine Gesundheitsdiktatur zu erschaffen, finde ich genial. Ansätze dieser "Methode", die Kontrolle von immer mehr und mehr Tätigkeiten unseres täglichen Lebens, sehe ich bereits in unserer Gesellschaft. Wie extrem die Gesellschaft in "Corpus Delicti" zu ihrem Glück bevormundet wird, lässt einen nachdenken, wie viel wir uns Glück und Gesundheit bedeuten und wie schnell die Freiheit dabei verloren geht.
Fazit: 5 von 5 Sternen
Daten zum Buch:
Autorin: Juli Zeh
Seitenzahl: 280 Seiten (Taschenbuch)
Verlag: Schöffling, btb
Erscheinungsdatum: 20. Februar 2009
Wie versprochen. Hier kommt meine nächste Rezi und zwar über ein Buch, das es in sich hat! Hat mich beinahe von meiner gemütlichen Lesecouch geworfen ;)
Zum Inhalt
"Es wird keine Helden geben" ist der Debütroman von Anna Seidl, den sie mit gerade mal 16 Jahren schrieb. Inspiriert wurde sie durch einen Albtraum, den sie im Buch für ihre Hauptfigur Miriam zur Realität werden lässt.
Miriam will gerade das Klassenzimmer verlassen, als der erste Schuss fällt. Laut, plötzlich und unwirklich real. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin flüchtet sie aufs Jungenklo. Ihnen ist sofort klar, was hier passiert. Mathias aus der Parallelklasse ist der Junge mit der Pistole. Er lässt die Schüsse durch die Gänge knallen und reißt damit Lehrer, Mitschüler und Miriams Freund in den Tod. Miriam überlebt, aber plötzlich ist ihre Welt nicht mehr die gleiche. Wie kann so etwas passieren? Warum er? Warum ist ihr Freund gestorben und warum hat sie überlebt? Auch die Frage, wer an all dem Schuld ist, plagt sie. Die Zeit danach ist für sie, wie ein Labyrinth aus dem sie keinen Ausweg findet. Das Leben hat seinen Sinn verloren. Oder hatte es überhaupt mal einen? Für Miriam bricht eine schwere Zeit an, aber sie kämpft um einen Neuanfang und will herausfinden, wie sie ihr Leben meistern kann, ohne sich von den Erinnerungen zerschlagen zu lassen.
Meine Meinung
Der Roman ist in einer ehrlichen und berührenden Sprache geschrieben. Miriams Gedanken spiegeln die Ängste und Wünsche aller Jugendlichen wider. Auch, wenn wir Gott sei Dank nicht alle mit der gleichen schlimmen Situation zu kämpfen haben. Ich war sofort in der Geschichte drin und hab mich ab und zu dabei ertappt mit angehaltenen Atem selbst nach einem Ausweg zu suchen. Amoklauf ist ein schwieriges Thema, aber es wird in diesem Buch so ehrlich, schmerzhaft und berührend damit umgegangen, dass ich wirklich keinen negativen Kritikpunkt finden kann. Oder doch - ein so außergewöhnliches Buch hätte meiner Meinung nach ein außergewöhnlicheres Cover verdient.
Fazit: 5 von 5 Sternen
Daten zum Buch
Autor: Anna Seidl
Seitenzahl: 256